aktuelle ForschungsergebnissePrimatenfunde aus dem Eckfelder MaarBereits während der Grabungssaison 1995 konnten aus den eozänen Seesedimenten des Eckfelder Maares die ersten - und leider bislang auch die einzigen - Reste fossiler Halbaffen (Primates) geborgen werden. Es handelt sich dabei um zwei isolierte Backenzähne (Molaren) und einen fast vollständig mit Zähnen besetzten Unterkieferast. Diese ältesten bisher in Rheinland-Pfalz nachgewiesenen Primaten wurden erstmals 1996 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt (z.B. KREMER 1996). Erste Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung wurden dann von FRANZEN (1998) publiziert. In der Novemberausgabe 2004 der Fachzeitschrift Eclogae geologicae Helvetiae (Band 97) hat nun J.L. FRANZEN eine umfassende wissenschaftliche Beschreibung und Diskussion dieser Funde unter dem Titel "First fossil primates from Eckfeld Maar, Middle Eocene (Eifel, Germany)" vorgelegt. Demnach können der Unterkieferast der Gattung Periconodon STEHLIN 1916 (Abb. rechts) und die beiden Molaren der Art Europolemur klatti WEIGELT 1933 (Abb. links) zugeordnet werden. Bei beiden Arten handelt es sich um Vertreter der "Lemurenartigen", also um Halbaffen, ähnlich denen noch heute auf Madagaskar lebenden Arten. |
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Die Bedeutung dieser Funde liegt zum einen darin, dass sie das biostratigraphische Alter des Eckfelder Maares von 44.3 Mio. Jahren (MP 13) weiter absichern und präzisieren. Zum anderen liefern sie mit ihrer nahen Verwandtschaft zu den aus dem Geiseltal bei Halle nachgewiesenen Primaten bemerkenswerte Hinweise auf die biogeographische Situation im europäischen Mitteleozän. So äußern sich die unterschiedlichen paläotopographischen und damit auch paläoökologischen Bedingungen (Eckfeld: in einem "Mittelgebirge" gelegener Maarsee; Geiseltal: in Küstenähe gelegener Braunkohlensumpf: ERFURT & ALTNER 2003; in FRANZEN 2004) vor allem bei der Verbreitung von bodenbewohnenden Gruppen, wie z.B. den Paarhufern (Artiodactyla). Die auf Bäumen lebenden Primaten blieben dagegen davon weitestgehend unbeeinflusst. Die Erhaltungszustände des Zahnschmelzes der Eckfelder Primaten erlauben ferner taphonomische Aussagen. Während sich die Zähne von E. klatti bereits aus dem Kiefer der am Seeufer verwesenden Leiche lösten - die Todesursache bleibt hier unklar -, deuten eine starke Auflösung des Zahnschmelzes sowie Bissspuren am Kiefer von Periconodon darauf hin, dass das Tier einer Krokodilattacke zum Opfer fiel. Die Auflösung des Zahnschmelzes erfolgte durch die aggressiven Verdauungssäfte des Krokodils. Beide Reste sind dann bei einem Uferabbruch mit dem Sediment in den zentraleren, tiefen Bereich des Sees gerutscht. |
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